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Neuseeland-Weinanbau Teil 1

Als ich im Januar 2018 zu meiner rund achtwöchigen Tour durch Neuseeland aufbrach, stand für mich fest, das ich mich auch intensiv mit meinem Lieblingsthema Wein beschäftigen wollte. Also lohnt der Blick darauf, wie sich dort alles entwickelt hat.

Egal ob man als Tourist auf der Süd- oder Nordinsel landet, früher oder später wird man sie entdecken, die Weinreben. Insbesondere in den letzten Jahrzehnten wurden viele neue Weingüter gegründet oder ausgebaut. Es wäre aber falsch anzunehmen, dass der Weinbau vorher noch keine Rolle in Neuseeland gespielt hätte.

 

Bereits vor 200 Jahren erreichten die ersten Reben die Nordinsel. Der britische Missionar Reverrend Samuel Marsden pflanzte sie 1819 bei Kerikeri. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass Mardsen auch als erster Wein kelterte. Diese Ehre kommt James Busby zu. Der erste britische Stadthalter legte 1835 in Waitangi einen Weinberg an und verkaufte seinen Wein an die britischen Truppen. Gemessen an der langen europäischen Weinbaugeschichte sind 200 Jahre jedoch nur ein kurzer Zeitraum. Dazu kommt eine ausgesprochene Berg-und-Talfahrt in den zurückliegenden zwei Jahrhunderten.

 

 

So spielte einerseits die Natur eine große Rolle mit Schädlingen wie der Reblaus und Krankheiten wie dem Echten Mehltau. Andererseits lenkte die wechselnde Regierungspolitik immer wieder sehr stark die Geschicke der Weinbauern. Wirtschaftliche Spitzenergebnisse wurden in den Jahren von 1890 bis 1910 erzielt. In dieser Zeit deckte der neuseeländische Wein 25 Prozent des Gesamtverbrauchs im Land. Während der Import von Wein durch australischen Wein dominiert wurde.

Die 1920er und 30er Jahre erlebten ein allmähliches, aber unspektakuläres Wachstum. Die Weinindustrie boomte während des Zweiten Weltkriegs, als Zölle auf importierte Weine erhoben wurden. Zwischen 1945 und 1958 erschwerte eine Flut vom Importweinen einen wirtschatlichen Weinbau, worauf die Weinerzeuger bei der Regierung um Abhilfe baten.

Nach der Einführung von hohen Schutzzöllen, folgte eine rasche Expansione der Rebflächen. Zu großen Preiseinbrüchen kam es in der Jahren 1985 und 1986, da die reichlichen Ernten zu einem enormen Weinüberschuss führten. Darauf reagierte die Regierung mit Rodungsprämien, woraufhin ein Viertel aller Reben im Land ausgehauen wurden.

 

1976 wurde die noch heute gültige „Bring-your-own“ (BYO) Lizenz eingeführt. Sie besagt, dass die Gäste ihren eigenen Wein in ein Restaurant mitbringen dürfen. Erst ab 1990 erhielten Supermärkte die Erlaubnis, inländische und importierte Weine anzubieten.

 

In Neuseeland wird der Weinbau, auf die nördliche Halbkugel umgerechnet, auf einem Breitengrad zwischen Bordeaux und Marokko betrieben. Der Pazifik, die kräftigen Westwinde und die von den Bergen beeinflussten Niederschlagsmengen spielen allerdings auch eine große Rolle. Sie sorgen dafür, dass auf den beiden Inseln sehr unterschiedliche Wachstumsbedingungen herrschen und das Klima fast immer kühler ist, als es die statistischen Daten vermuten lassen. Die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen Neuseelands bieten den heutigen Winzern eine große Bandbreite an Möglichkeiten.

 

Anders als in Europa, wo nicht einfach Reben gepflanzt werden dürfen, wenn man im Besitz von eigenem Land ist, ist es hier erlaubt. Es gibt auch keine Begrenzung, welche Rebsorten gepflanzt und welche Mengen geerntet werden dürfen. Insgesamt geniessen die neuseeländischen Winzer eine große Freiheit, bei der Wahl ihrer Weinproduktion.

Dies führte aber auch in den vergangenen Jahren zu einem starken Anstieg der Rebflächen. Im Jahr 2006 waren ca. 22.000 ha bepflanzt. Inzwischen ist diese Fläche auf über 37.000 ha angewachsen. Tendenz weiter steigend. Die daraus resultierende Menge an Wein, können die 4,7 Millionen Kiwis und Touristen nicht alleine trinken und sind sie auf den Export ihrer Rebensäfte angwiesen.

 

Hier geht es weiter mit Teil 2

 

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